Die neue Prüfanlage MAP01927 für Möbelbeschläge hat eine Zykluszeit von 1,3 Sekunden. In den beiden RoboCube-Zellen hat MartinMechanic unter anderem drei Roboter und acht Kameras verbaut.
Bild: MartinMechanic
Nagold (k-w). Obwohl ihr Aufgabenspektrum nochmals erweitert worden ist, konnten die Ingenieure von MartinMechanic die Zykluszeit einer Prüfanlage für die Möbelindustrie um zusätzliche 15 Prozent von 1,5 auf nun 1,3 Sekunden steigern. Bei 20 Millionen zu prüfenden Bauteilen pro Jahr kommt da eine ganz schöne Zeitersparnis zusammen: Rechnerisch sind das über 1.111 Stunden.
Die MAP01927 kontrolliert durch ein intelligent angeordnetes Kamerasystem Beschläge auf die Beschaffenheit ihrer Oberflächen. Sind die produzierten Teile eben oder womöglich verbogen? Haben sie Kratzer, Poren, Flecken oder werfen sie Blasen auf? Ist die scharfkantige Entgratung exakt ausgeführt? Die Grenzen der Fehlersuche lassen sich sogar individuell und parametrisch einstellen. Das beherrscht jeder Anlagenbediener ohne große Fachkenntnisse. Sind die Parameter eingepflegt, startet ein automatisierter Prozess. Es können bis zu sechs unterschiedliche Werkstückvarianten geprüft werden.
Die Anlage, die aus zwei RoboCube-Zellen besteht, arbeitet bis zu einer Stunde völlig autark und kann rund um die Uhr anhand der eingepflegten Kriterien Bauteile prüfen. Dadurch garantiert sie eine gleichbleibende Qualität. Während die erste Zelle mit ihrem Sechs-Achs-Roboter vom Typ M20iA der Teilezuführung dient, verfügt die zweite über einen Rundschalttisch, auf dem die beiden an der Zellendecke angebrachten Deltaroboter Fanuc M-2iA die Prüfvorgänge abarbeiten. Die Stärke dieser mit Vakuumgreifern ausgestatteten Highspeed-Roboter ist ihre superschnelle Pick-and-Place-Zuführzeit von sage und schreibe unter einer Sekunde.
Die Zuführtopfe sind rüstbar ausgeführt. Das bedeutet: Sie können aus der Anlage herausgenommen und durch Reservetöpfe ersetzt werden. Insgesamt können bis zu sechs unterschiedliche Werkstückvarianten geprüft werden.
Die Bauteile werden der ersten Zelle als Schüttgut in einem Schwerlastbehälter zugeführt. Der Roboter, der mit Multi-Magnetgreifer und Führungsblech ausgestattet ist, nimmt bis zu 30 Beschläge auf und legt sie auf einem Transportband ab. Von dort wandern sie in die drei Zuführtöpfe, deren Füllstand permanent überwacht wird. Durch die dreifache Ausführung ist die Zykluszeit entsprechend schnell.
Der Zuführtopf befördert die Teile in einer Orientierung auf das nächste Zutrageband. Im Zuführtunnel werden sie dann entmagnetisiert. Anschließend erfolgt die Kameraprüfung.
Für die Prüfung sind acht Highspeed-Kameras im Einsatz, die mit unterschiedlichen Belichtungen arbeiten und die Bauteile aus verschiedenen Perspektiven begutachten. So können beispielsweise mit dem Hellfeld die Gratbildung, mit dem Durchlicht die Außenkonturen und mit der Farbkamera die Bauteile auf Gelbstich überprüft werden.
Mit dem Einlegen der Bauteile in die Eingangsstation des Rundschalttisches richtet der Roboter sie zunächst lagerichtig aus. Danach wird die Oberseite durch die Bildverarbeitung überprüft. Der Roboter wendet das Bauteil und das Gleiche geschieht mit der Unterseite. Mehrere Computer, die in die Anlage integriert sind, übernehmen parallel die Verarbeitung der Bilddaten, um sie auszuwerten. An der achten Station wird das Bauteil wieder entnommen und in Kleinladungsträger oder Blister abgelegt.
Die neue Prüfanlage, die in acht Monaten entwickelt wurde, kommt mit einer Stellfläche von weniger als 18 Quadratmeter aus. Zur Überwachung der Prüfvorgänge ist sie mit vier Monitoren ausgestattet. Ihre SPS-Steuerung wird über ein mobiles Bedienpanel programmiert. Die Automationszelle wurde aus Lärmschutzgründen komplett mit einer Schallschutz-Einhausung versehen. Im Innern wurden dafür vier Millimeter dicke Bitumenmatten und Noppenschaum verwendet.
Weitere Infos:www.MartinMechanic.com.
3.699 Anschläge – Abdruck honorarfrei
MartinMechanic ist ein von Friedrich Martin gegründetes mittelständisches Unternehmen, das seit über 50 Jahren Standard- und Sonderanlagen plant und baut. Heute wird der Familienbetrieb in Nagold erfolgreich von seinen Söhnen Claus und Frank Martin geführt. Das Spektrum realisierter Lösungen reicht von kleinen Vorrichtungen bis hin zu komplexen Anlagen. Das Alles-aus-einer-Hand-Prinzip der schwäbischen Tüftler beinhaltet sowohl Projektierung und Konstruktion als auch Teilefertigung, Schlosserei und Steuerungsbau sowie die mechanische und elektrische Inbetriebnahme. Vor ihrer Auslieferung durchläuft jede Anlage einen umfassenden Testlauf bei MartinMechanic unter realitätsnahen Bedingungen. Die weltweiten Kunden vertrauen auf gute technische Lösungen, die sauber umgesetzt werden, verbunden mit einem optimalen Service.