Einen umfassenden Einblick in die Homag-Produktion und das Thema Industrie 4.0 gewährte Direktor Ernst Esslinger (rechts im Bild) den Mitgliedern des Wirtschaftsforums Süd in Schopfloch.
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Schopfloch (k-w). Für die einen ist sie ein Segen, für die anderen Fluch: die digitale Vernetzung von Maschinen, Produktionsstraßen und sogar ganzen Betriebsabläufen. Das Wirtschaftsforum Süd beleuchtet das Thema unter der Überschrift „Herbst 4.0“ aus zwei Perspektiven. Der Startschuss für das Veranstaltungsdoppel wurde bei der Homag Gruppe in Schopfloch gegeben.
Wie stellt sich ein Weltunternehmen dieser Herausforderung, die nicht nur Märkte verändern wird, sondern auch gesellschaftliche Strukturen auf den Kopf stellt, wollten die Mitglieder des Unternehmervereins von Ernst Esslinger wissen. „Wer diese Entwicklung verschläft, wird untergehen“, entgegnete der für den Aufgabenbereich zuständige Direktor. Dabei „werden die Möglichkeiten, die sich aus neuen Geschäftsmodellen ergeben, enorm sein“, ist sich Esslinger sicher. Deshalb rate er allen mittelständischen Unternehmen, sich zeitnah mit den Entwicklungen an den Märkten auseinanderzusetzen, um nicht abgehängt zu werden.
Das gelte sogar für den kleinen Handwerksbetrieb. „Selbst für den Schreiner um die Ecke entstehen mit Industrie 4.0 ganz neue Ansatzpunkte“, erläuterte Esslinger, denn der wolle auch morgen noch konkurrenzfähig sein. Womöglich produziere sein Mitbewerber bald schon nicht mehr selber, sondern bestelle die einzelnen Komponenten über eine Internetplattform. Dann schraube er zum Beispiel Möbelstücke oder Holzverkleidungen nur noch vor Ort zusammen. Der Produktionsort spiele für den Verbraucher eher eine untergeordnete Rolle, wenn Preis und Leistung zusammenpassen. Doch „wohin die Reise bis in fünf Jahren geht“, gibt Esslinger unumwunden zu, „diese Frage kann auch ich Ihnen nicht abschließend beantworten.“
Als weltweit führender Hersteller von Maschinen und Anlagen für die holzbearbeitende Industrie und das Handwerk hat sich das Schopflocher Unternehmen schon früh mit der Materie auseinandergesetzt. Die Anlagen, die das Werk verlassen, sind modular aufgebaut und können deshalb jederzeit in Netzwerke integriert werden. Neben der horizontalen Vernetzung, also in der Produktion, nehme auch die vertikale Vernetzung im Planungs- und Auftragsstadium weiter zu. Maschinen, deren Daten zum Beispiel über die Cloud abgerufen werden, machten kundenindividuelle Produktionen bereits möglich. Die moderne Möbelfertigung sei ohnehin deutlich weiter in der Digitalisierung als andere Branchen.
Homag habe seine eigene Cloud-Plattform „Tapio“ als globales Netz der Holzindustrie aufgebaut; erste Anlagen werden bereits mit Hilfe von Smartphones und Tabletts darüber gesteuert. Schon ist die dreidimensionale Planung ein Thema, „und auch die Art wie geliefert wird, wird sich verändern“, so Esslinger.
Der Direktor führte die Unternehmer und Führungskräfte anschließend persönlich durch die Produktionsstraßen des Unternehmens und die Entwicklungsabteilung. Neben den technischen Abläufen nahm angesichts der Themenrunde auch die Diskussion über den Schutz von Unternehmensdaten breiten Raum ein. Homag investiere vor allem in Software, die nicht so leicht zu kopieren sei, machte Esslinger deutlich. Da der Maschinenbauer keine Massenware produziere, sondern die Anlagen individuell auf den Kunden zugeschnitten seien, sei ein Hackerangriff weniger attraktiv.
Carl Hirsch, Geschäftsstellenleiter der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald, dankte Ernst Esslinger für die detaillierten Einblicke in die Arbeitsabläufe des Unternehmens und seine persönliche Einschätzung zur Produktion der Zukunft. Gemeinsam mit Siegfried Katz, Sprecher des Wirtschaftsforums Süd, überreichte er ihm als Geschenk einen Vitaminschub in Form eines Obstkorbs.
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Die Hilfe zur Selbsthilfe ist das zentrale Hauptanliegen des Wirtschaftsforums Süd, dessen Mitglieder aus den Landkreisen Freudenstadt, Calw, Pforzheim, Böblingen und dem Enzkreis stammen. Der Unternehmerverein wurde vor über 30 Jahren im Nordschwarzwald gegründet, um Persönlichkeiten aus der Wirtschaft zusammenzuführen. Das Wirtschaftsforum Süd fördert den Gedankenaustausch zwischen den Generationen. Seine Vortragsabende und Seminare geben vielen Geschäftsinhabern und Führungskräften aus der Wirtschaft Impulse für das eigene Unternehmen. Städtereisen und Besuche in Mitgliedsbetrieben sind optimale Foren für lebendigen Austausch und Dialog.