Die älteste Wehrwalze der Welt dreht sich wieder in Schweinfurt. Der Probebetrieb der Stahlbauer aus Karstädt war jetzt erfolgreich.
Fotos: Edenharter
Schweinfurt / Karstädt (k-w). Sie ist die älteste Wehrwalze der Welt und galt vor über 100 Jahren als technisches Wunderwerk. Doch viele wollten dem Prototyp in Schweinfurt damals keine Zukunft geben. Jetzt haben Stahlbauer aus Brandenburg das Industriedenkmal wieder in Schuss gebracht. Der Probebetrieb verlief erfolgreich.
Für die Instandsetzung des Grundablasses an der Staustufe Schweinfurt war die genietete Stahlkonstruktion der Windwerke in ihre Einzelteile zerlegt worden. Mit Hilfe eines Schwerlastkrans wurden sie auf fünf Sattelzüge verladen und ins Stahlbau-Kompetenzzentrum der SCHORISCH Gruppe nach Karstädt transportiert, um die einmalige Konstruktion für die Nachwelt zu erhalten. Es wurden der Antrieb, die Wellen, Lager und Getriebe sowie die Stahlfachwerk-Konstruktion überarbeitet, Undichtigkeiten und Korrosionsschäden beseitigt sowie Befestigungsmittel und Verankerungen instandgesetzt. Vor Ort in Schweinfurt wurden derweil weitere Bauteile aufgearbeitet. Weiterhin wurde die erforderliche Elektroanlage komplett erneuert.
Die Technik des Schweinfurter Walzenwehrs ist eine Entwicklung des deutschen Ingenieurs Max Carstanjen. Seine Walze war eine Weiterentwicklung damaliger Wehranlagen. Die regulierbare Wehrwalze diente ab 1902 dem verbesserten Hochwasserschutz im Main. Ab 1963 wurde sie als Trennung des befahrbaren Flusses vom Naturschutzgebiet “Saumain” eingesetzt, erklärt Frank Edenharter, Bauleiter der SCHORISCH Gruppe.
In diesem Areal bei der Cramermühle gibt es seltene Vögel und Pflanzen. Bei Hochwasser kann der Saumain auf diese Weise zur Wasserabfuhr genutzt werden. Über Stahlseile, die ebenfalls erneuert wurden, wird der 72 Tonnen schwere Koloss je nach Bedarf elektromechanisch in die Höhe gezogen oder abgesenkt. Früher erledigten diese Arbeit 12 Mann in drei Stunden mit Handkurbeln. Die größte Stauhöhe beläuft sich auf 3,60 Meter.
„Keiner hat damals geglaubt, dass das bis heute funktioniert“, sagt Holger Hahn, Projektleiter der SCHORISCH Gruppe, der für die Stahlwasserbau- und Korrosionsschutzarbeiten verantwortlich zeichnet, „deshalb haben wir das Industriedenkmal bei den Instandsetzungsarbeiten auch nicht verändert, sondern es in seinen Ursprung zurückversetzt, damit die Funktion wieder in vollem Umfang gewährleistet ist.“ Doch nach der Zerlegung der Bauteile mussten die Ingenieure und Handwerker feststellen, dass sich die Windwerke in deutlich schlechterem Zustand befanden als gedacht. Die alte Mechanik war derart verrostet, dass sie nicht mehr funktionstüchtig war. Entsprechend schwierig gestaltete sich die Demontage ihrer Bestandteile.
Die Anforderungen an die Instandsetzung bzw. Ausführung und Auftragsvergabe waren sehr hoch, schildert Peer Falkenhagen, Baubevollmächtigter beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in Schweinfurt, der federführend das Projekt betreut. Bei der Sanierung des Industriedenkmals war viel handwerkliche Arbeit gefragt. Die Stahlbauer aus Karstädt punkteten vor allem durch ihre jahrzehntelange Erfahrung in der Sanierung historischer Anlagen. Auch bei diesem Auftrag bewiesen sie, dass sie mit den alten Materialien und der Technik einer solchen Maschinenanlage bestens vertraut sind. Zu einem späteren Zeitpunkt soll noch die Wehrwalze selbst instandgesetzt werden.
Infos zum Unternehmen:www.schorisch-stahlbau.de.
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Der Stahlwasserbau gehört wie der Stahl- und Anlagenbau zu den Kerngeschäften von SCHORISCH im brandenburgischen Karstädt. Spezialitäten des Traditionsunternehmens sind die Sanierung historischer Stahlkonstruktionen wie Brücken oder Wehre sowie die Antriebstechnik.
Neue Technologien und innovative Fertigungsverfahren bis hin zur Digitalisierung kompletter Arbeitsprozesse im Stahlbau prägen heute die Ingenieurskunst und das Handwerk, gepaart mit modernster Schweißtechnik. Aufträge in Konstruktion und Engineering sowie als Generalunternehmer führt das 100-köpfige Team aus Ingenieuren, Stahlbauern und Schweißern bis an die norddeutschen Küsten, in den süddeutschen Raum, aber auch ins angrenzende Ausland.
Auf einer Fertigungsfläche von 6.000 Quadratmeter können selbst größere Projekte mit hohem Platzbedarf im SCHORISCH Kompetenzzentrum Stahlbau problemlos gestemmt werden.
Geschäftsführer sind Kirsten Schönharting und Detlef Möhr.
Weitere Infos im Internet unter:www.schorisch-stahlbau.de.